Natürliche Heilmittel

Moor

MoorMoor ist durch natürliche biologische und geologische Vorgänge entstanden.
Die Hauptwirkstoffe sind Schwefelverbindungen, Mineralien, Phytosestriole, Salicylverbindungen und natürliche Pflanzenhormone. Moor wird in erster Linie bei Verschleißerscheinungen der Gelenke und der Wirbelsäule angewendet. Aber auch weichteilrheumatische Beschwerden sprechen sehr gut an, ebenso profitieren Patienten mit Morbus Bechterew sehr stark. Im Bezug auf Frauenleiden und unerfülltem Kinderwunsch wird dem Moor ebenfalls eine heilende Wirkung zugesprochen. Da Moor ein sehr schlechter Wärmeleiter ist, können hohe Badetemperaturen (zwischen 40° C und 44° C) zum Einsatz kommen. Hautschonend kommt es zu einer Überwärmung der vom Moor bedeckten Körperflächen und damit zu einer stärkeren Durchblutung mit der Aktivierung zahlreicher Regelkreise. Insgesamt führen die Bestandteile des Moores in Verbindung mit der Wärme zu einer deutlichen Schmerzlinderung bei optimal entspannter Muskulatur. Im Staatsbad Nenndorf werden ausschließlich Naturmoor-Packungen abgegeben.
Eine Besonderheit bieten wir im Staatsbad Nenndorf mit „Schwebeliegen“. Statt auf einer harten Liege liegen Sie auf einem wohltemperierten Wasserbett, so dass eine sehr entlastende, rückenschonende Lagerung zustande kommt, die die Wirkung des Moores noch wohltuend unterstützt.
Wir beziehen unser Moor aus Hagenburg, in der Nähe des Steinhuder Meeres. Von dort wird es per Traktor zu einem Sammelplatz in Bad Nenndorf transportiert. Nach Weiterverarbeitung wird das Naturmoor durch eine 8 km lange Pipeline direkt in den Keller des Moorbadehauses gepumpt.
Hier wird es rund um die Uhr gerührt und beheizt, um eine stets konstante hochwertige Qualität gewährleisten zu können.

Sole

SoleDie Sole wird in etwa 10%iger Konzentration als Solebad angewendet für jeweils ca. 20 Minuten bei ca. 37° C und als Solebewegungsbad mit einer Konzentration von ca. 2,5% und einer Temperatur von etwa 33° C. Besonders angenehm ist der durch die gelösten Salze erheblich vergrößerte Auftrieb, so dass es zu einer wohltuenden Entlastung der Muskulatur kommt. Solebäder wirken dadurch ebenfalls schmerzlindernd, helfen dem Gesamtorganismus aber auch unspezifisch durch eine Verbesserung des Allgemeinbefindens und eine Stärkung des Immunsystems.

Schwefel

SchwefelWirksame Verbindungen sind insbesondere der gasförmige Schwefelwasserstoff, der Sulfidschwefel und der Sulfatschwefel. Schwefelbäder werden jeweils für ca. 20 Minuten bei ca. 37° C angewendet und zwar bei allen Formen der rheumatischen Erkrankungen, ob degenerativ oder entzündlich, ob bei Weichteilrheumatismus (z. B. Fibromyalgie), bei degenerativen Veränderungen. Entzündliche Hauterkrankungen z.B. Ekzeme und Neurodermitis sind der Behandlung mit Schwefelbädern ebenfalls sehr gut zugänglich.
Schwefelquellen werden schon in der antiken Mythologie, aber auch der frühen Medizin Griechenlands, Roms und Arabiens als sehr bedeutsam angesehen. Ärzte nutzen Schwefelbäder seit Jahrhunderten zur Linderung zahlreicher Leiden, vor allem der Gelenke, des Rückens, der Haut aber auch gynäkologischer Krankheiten. Der wirksame Stoff des Heilmittels ist in erster Linie natürliches Schwefelgas, das im Wasser in dissoziierter Form vorliegt.
In Bad Nenndorf sind Schwefelquellen erstmals 1546 schriftlich erwähnt worden und werden seit dem Bau des ersten Badehauses 1787 in größerem und zunehmendem Umfang als Heilmittel genutzt. In den folgenden eineinhalb Jahrhunderten stützte sich die medizinische Anwendung allein auf die Erfahrung der Ärzte und der Patienten. 1936 wurde in dem damals nach einem Brand neu errichteten Landgrafenhaus ein balneologisches Institut begründet, um die Erforschung der Bademedizin voranzutreiben. Mitte der 50er Jahre konnten Ärzte die Aufnahme des Schwefels durch die Haut mengenmäßig nachweisen, später auch den Schwefeleinbau im Knorpel. Die Wirkung auf Immunzellen der Haut ließ sich in den 80er Jahren nachweisen. Seit fast 100 Jahren ist die Wirkung des Schwefels auf die Erweiterung der Hautgefäße bekannt und seit 50 Jahren der Effekt bei Kälteempfindlichkeit und allgemein auf die Schmerzempfindung nachgewiesen.
In dieser Tradition beforschten Prof. Dr. Gutenbrunner von der Medizinischen Hochschule Hannover und Ärzte der Rheumaklinik des Staatsbades Nenndorf Ende der 90er Jahre Patienten, die unter der weichteilrheumatischen Erkrankung Fibromyalgie leiden. Da bei diesen Patienten neben spontanen und Druckschmerzen eine große Empfindlichkeit gegen Kältereize besteht, wurden diese Fragestellungen untersucht. Schwefelbäder führten im Vergleich zu einfachen Warmwasserbädern zu einer deutlichen Besserung der Ruheschmerzen, aber auch zu einer größeren Toleranz gegenüber Druck sowie Kälte- und Wärmereizen.
Schwefelbäder zeigen jedoch auch Wirksamkeit bei entzündlichen-rheumatischen Erkrankungen, falls diese keine hohe Entzündungsaktivität aufweisen. Weiterhin besteht eine gute Wirksamkeit bei Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule und der Bandscheiben, bei muskulären Verspannungen des Rückens und bei Gelenkarthrosen.

Literatur
H.G. Pratzel: „Ergebnisse der Schwefelforschung“ aus „Bad Nenndorf – Entwicklung eines Rheumaheilbades“, Hrsg W. Brückle, Schattauer Verlag 1996.
B. Schick: „Erfahrungen und Wirkungen der Schwefelbäder in Bad Nenndorf“ aus „Bad Nenndorf – Entwicklung eines Rheumaheilbades“, Hrsg. W. Brückle, Schattauer Verlag 1996.
A. Dönmez: „Schwefelbäder in der Balneotherapie von rheumatischen Erkrankungen“ aus „Balneologie und Med. Klimatologie bei Rheumatischen Erkrankungen“, Hrsg. M.Z. Karagülle, Chr. Gutenbrunner, O. Karagülle, I.S.M.H.-Verlag 2003.
W. Brückle: „Indikationen und Kontraindikationen der Schwefelbäder für die Behandlung entzündlich-rheumatischer Erkrankung“ aus „Sulphur in Health Resort Medicine“, ed. H.G. Pratzel, I.S.M.H.-Verlag 1995.
E. Schubert: „Therapie der Psoriasis und des endogenen Exzems mit schwefelhaltigen Bädern und Phototherapie“, ed. H.G. Pratzel, I.S.M.H.-Verlag 1995.
Chr. Gutenbrunner, G. Englert, M. Neues-Lahusen, A. Gehrke: „Analgetische Wirkungen von natürlichen Schwefelbädern und Kältekammerexpositionen bei Fibromyalgie“. Phys Reha Kur Med. 1999: 9, 56-62

Nenndorfs Quellen

Die Mineralwasserversorgung des Staatsbades Nenndorf beruht derzeit auf 9 Quellen:

  • der Badequelle (schwefelhaltiges Calcium-Sulfat-Hydrogenkarbonat-Wasser)
  • der Gewölbequelle (schwefelhaltiges Calcium-Magnesium-Sulfat-Hydrogenkarbonat-Wasser)
  • der Trinkquelle (schwefelhaltiges Calcium-Magnesium-Sulfat-Hydrogenkarbonat-Wasser)
  • den 3 Quellen von Algesdorf (schwefelhaltiges Calcium-Magnesium-Sulfat– Hydrogenkarbonat-Wasser)
  • der Erlengrundquelle (schwefelhaltiges Calcium-Magnesium-Sulfat-Hydrogenkarbonat-Wasser)
  • der Soldorfer Solquelle (schwefelhaltige Sole)
  • der Landgrafenquelle (jod-florid- und schwefelhaltige Thermalsole)

Die mittlere Wassertemperatur liegt bei allen Quellen um ca. 10-12° C.
Auszunehmen ist die Landgrafenquelle, die mit ihren ca. 21° C das Kriterium einer Thermalquelle erfüllt. Durch ihren Schwefelgehalt von ca. 137 mg/l ist sie die stärkste Schwefelquelle Deutschlands und zählt zudem zu den stärksten Solen im europäischen Raum. Die Thermal-Schwefel-Sole-Quelle wird in verdünnter Form zu den Wannenbädern genutzt. Der Solegehalt dieser Quelle ist so hoch, dass man in unverdünntem Wasser schlecht baden könnte, da der Körper nicht genügend eintauchen würde.
Alle Heilwässer von Bad Nenndorf sind aus balneologischer Sicht als wertvolle Heilwässer zu kennzeichnen. Sie erfüllen das Kriterium als Mineralwasser durch den Gehalt an festen gelösten Mineralstoffen von größer als 1.000 mg/l.